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Radiofrequenzablation

Patienteninformation Verödung von Schilddrüsenknoten und -zysten (Radiofrequenzablation)

Etwa jeder Dritte in Österreich hat Knoten und/oder Zysten in der Schilddrüse. Diese sind meistens gutartig. Wachsen diese jedoch rasch oder verursachen sie Beschwerden wie Schluckstörungen, Atemnot, Globusgefühl („Knödel im Hals“) oder treten die Knoten sichtbar am Hals hervor (kosmetisches Problem), blieb bisher in vielen Fällen nur die Operation der Schilddrüse.

Rund 10.000 Schilddrüsenoperationen werden derzeit jährlich in Österreich gemacht. Diese werden in Allgemeinnarkose und im Rahmen eines mehrtägigen stationären Aufenthalts durchgeführt. Ein Krankenstand von ca. 2 Wochen ist in Österreich üblich. Neben allgemeinen Komplikationen wie bei allen Operationen (Blutungen, Wundheilungsstörungen, Hautnarbe) kann es besonders bei Schilddrüsenoperationen zu schwerwiegenden Komplikationen mit hohem Leidensdruck für die Patienten kommen (Heiserkeit durch Verletzung des Stimmbandnervs, Caliummangel und damit verbundens Kribbeln oder Krämpfe durch Mitentfernung der Nebenschilddrüsen). In den meisten Fällen ist nach einer Schilddrüsenoperation eine lebenslange Ersatztherapie mit Schilddrüsenhormonen notwendig.

Durch den Einsatz von Radiofrequenzwellen steht seit einigen Jahren eine minimal-invasive Technik zur Behandlung von Schilddrüsenknoten und -zysten zur Verfügung. Die Radiofrequenzablation der Schilddrüse wurde erstmals 2002 in Südkorea von Prof. Baek durchgeführt und seither ständig weiterentwickelt. Weltweit werden jährlich etwa 7000 Eingriffe pro Jahr in wenigen Zentren durchgeführt – in Österreich gibt es diese Methode seit 2014.

Der genaue Behandlungsablauf sieht wie folgt aus:

Sie müssen nicht nüchtern sein für den Eingriff, ein leichtes Frühstück ist erlaubt. Die Schilddrüsentablette oder andere Medikamente (speziell gegen Diabetes oder hohen Blutdruck) sollten jedenfalls eingenommen werden.

Achtung! Blutverdünnende Medikamente wie z.B. Thrombo-Ass, Plavix, Xarelto, Marcoumar oder Sintrom dürfen am Untersuchungstag nicht eingenommen werden und eventuell bis mehrere Tage vor dem Eingriff pausiert werden.

Während des gesamten Eingriffs erfolgt eine Überwachung ihrer Kreislaufparameter (Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung). Eine Allgemeinnarkose oder eine Sedierung (leichte Eintrübung, wie dies bei Magen-Darm-Spiegelungen möglich ist) ist nicht erforderlich. Sie können während des gesamten Vorganges der RFA ganz normal atmen, schlucken und auch sprechen. Dr. Lehner wird Sie während des Eingriffes mehrmals fragen, wie es Ihnen geht, ob Sie Schmerzen haben und dabei Ihre Stimme überprüfen.

Nach örtlicher Betäubung unter die Haut bzw. ultraschallgezielt auf die Schilddrüsenkapsel (gelbe gekrümmte Linien auf der untenstehenden Skizze) wird ebenfalls ultraschall-gezielt eine Sonde in den zu behandenden Knoten eingeführt, die etwa die Dicke einer Kugelschreibermine hat. Mittels einer Hochfrequenzwelle, die in einem Generator erzeugt wird, wird an der Sondenspitze Hitze erzeugt und der Knoten Punkt für Punkt behandelt, wie auf der Skizze dargestellt. Diese Technik wird auch „moving-shot-Technik“ genannt.

Generell treten Schmerzen bei der Verödung bei ca. 2-3% der Patienten auf. Die Schilddrüse selbst ist nicht schmerzempflindlich, jedoch die umgebende Kapsel und die Haut, die betäubt wird. Dies ist mit einem kurzzeitigen Brennen verbunden (ähnlich wie bei der Betäubung durch den Zahnarzt). Bei Auftreten von stärkeren Schmerzen wird der Eingriff unterbrochen und Betäubungsmittel nachgespritzt, bis wieder völlige Beschwerdefreiheit eintritt. Bei dem Eingriff entsteht KEINE Narbe am Hals!

Abbildung links: Illustration eines Querschnittes durch die Hals- und Schilddrüsenregion. Dargestellt sind die Luftröhre (tunnelförmiges Gebilde), dahinter die Speiseröhre (flacher „gezahnter“ Muskelschlauch), sowie die hufeisenförmig um die Luftröhre liegende Schilddrüse. Die gelben Linien stellen die Lokalisation der beiden Betäubungsmitteldepots dar. Die Nadel erzeugt um deren Spitze kleine Hitzefelder, die es erlauben den Knoten (grünes Oval) Punkt für Punkt zu behandeln.

Wer ist für eine Radiofrequenzablation geeignet?

In der Schwangerschaft wird die Radiofrequenzablation aus Sicherheitsgründen nicht durchgeführt. In der Stillzeit ist diese problemlos möglich. Ein implantierter Herzschrittmacher oder Defibrillator schließt eine Therapie mit Hochfrequenzwellen aus. Sollten sie eine Blutverdünnung einnehmen, teilen sie uns das bitte beim Erstgespräch mit – in diesem Fall muss dieses je nach Präparat für einige Zeit pausiert werden.

Die Radiofrequenzablation stellt keine absolute Alternative zu einer Schilddrüsenoperation dar. Sollte bei ihnen bereits eine Operation empfohlen worden sein, wird anhand der vorliegenden Befunde vom behandelnden Arzt entschieden, ob eine Radiofrequenzablation alternativ möglich ist. Eventuell sind weitere Untersuchungen in der Schilddrüsenpraxis notwenig. Jedenfalls müssen die zur behandelnden Knoten zweimal ultraschall-gezielt punktiert werden, um eine Bösartigkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Bei kleineren „heißen“ Knoten (autonomen Adenomen) ist dies nicht erforderlich, da diese Knoten überwiegend gutartig sind.

Was bedeutet diese Hitzeeinwirkung für den Knoten?

Schilddrüsengewebe wird ab einer Temperatur von 64 Grad Celsius dauerhaft zerstört. Das Eiweiß wird „denaturiert“ – ähnlich als ob man ein Ei verkocht. Spezielle Abwehrzellen des Körpers bauen das abgestorbene Knotengewebe in weiterer Folge ab, wodurch der Knoten schrumpft. Das Ausmaß der Verkleinerung ist abhängig von der ursprünglichen Größe und Beschaffenheit des Knotens –  nach 3 Monaten rund 40-60% und nach 1 Jahr rund 60-90%. Oft erinnert dann nur ein bindegewebiger Rest an den einstigen Knoten. Das umliegende gesunde Gewebe bleibt komplett verschont und kann weiterhin Hormone produzieren, sodass keine tägliche Tabletteneinnahme nach dem Eingriff erforderlich ist.

Mit Rückgang des Knotenvolumens bilden sich parallel dazu auch eventuell vorhandene Schluckbeschwerden, ein Druckgefühl, ein Gefühl der Halsenge oder auch optisch mit freiem Auge wahrnehmbare Knoten meist deutlich zurück oder sind im besten Fall nicht mehr wahrnehmbar.

Wie lange dauert der Eingriff?

Die eigentliche Radiofrequenzablation dauert je nach Knotengröße zwischen 30 und 60 Minuten. Insgesamt sollten Sie am Behandlungstag etwa 3 Stunden einrechnen. Nach dem Eingriff wird ein gekühlter Kryobeutel auf die behandelte Halsregion unter leichtem Druck aufgelegt. Wir würden Sie gerne noch zumindest 30 Minuten nach dem Eingriff beobachten. Sie erhalten im Anschluss abschwellende und entzündungshemmende Medikamente. Bitten fahren Sie nach dem Eingriff nicht selbst mit dem Auto nach Hause.

3 Tage nach dem Eingriff vermeiden Sie bitte:

  • schwere Gegenstände heben (über 5 kg)
  • anstrengende körperliche und generell sportliche Aktivitäten (auch nicht Radfahren!)
  • Manöver, die mit einem Anhalten von Luft („pressen“) einhergehen (z.B. Blasinstrument spielen, etwas aufblasen, etc.)
  • Überforderung Ihrer Stimme (nicht singen, laut Rufen, etc.)
  • am Abend des Eingriffstages kein Ganzkörperbad nehmen. Duschen (mit wasser-abweisendem Pflaster) ist hingegen möglich
Welche Beschwerden oder Komplikationen können auftreten?

– vorübergehende Stimmveränderungen (Heiserkeit)

– kleine Blutungen (die sich meist im Laufe von 1 Tag bis längstens 3 Monate von selber zurückbilden)

– Wundinfektionen

– Selten: Erbrechen, Husten, versengte Haut an der Nadel-Einstichstelle

Auch wenn insgesamt sehr selten, kann u.U. aufgrund des Auftretens einer Komplikation während oder nach dem Eingriff eine stationäre Aufnahme oder Nachbehandlung notwendig werden.

Durch die räumliche Nähe und Kooperation mit dem Klinikum Wels-Grieskirchen steht bei unerwarteten schwerwiegenden Komplikationen oder Herz-Kreislauf-Zwischenfällen ein Intensivteam sowie ein erfahrener Schilddrüsenchirurg unmittelbar zur Verfügung!

Für die meisten durchschnittlich großen Knoten reicht eine einmalige Behandlung für einen zufriedenstellenden Rückgang des Knotenvolumens völlig aus. Bei spezieller Nähe mancher Knoten zum Stimmbandnerven oder bei sehr großen Knotenbildungen können ein zweiter, oder im letzteren Fall – auch wiederholte Eingriffe notwendig werden. Dies lässt sich aber fast immer durch Ihren Arzt vorher abschätzen und würde dann von diesem angesprochen werden.

Welche Nachkontrollen sind erforderlich?

Die Patienten sollten sich nach einer RFA in den vorgeschlagenen zeitlichen Intervallen nach 3 und 12 Monaten bei uns mittels Ultraschall nachuntersuchen lassen. Dies dient auch der Dokumentation der Knotenverkleinerung. Der Ultraschall sollte immer vom selben Arzt durchgeführt werden.

Was kostet die Radiofrequenzablation und wie erfolgt die Rückerstatung durch die Krankenkassen?

Die Gesamtkosten betragen € 2.700,- und sind am Untersuchungstag in Bar oder mittels Bankomatkarte zu begleichen. Leider ist der Eingriff mit sehr hohen Materialkosten (Sonde, Generator, steriles Eingriffs- und Abdeckungsmaterial, …) verbunden. Die Ablationssonden kosten ca. 1.300 € und sind nur zum einmaligen Gebrauch zugelassen, sodass nur eine Sonde pro Patient verwendet werden kann (jedoch mehrere Knoten behandelt werden können).

Derzeit wird nur von wenigen gesetzlichen Krankenkassen ein Rückersatz geleistet. Wir unterstützen sie gerne beim Antrag, können jedoch hier keine Garantien abgeben. Die meisten Zusatzversicherungen erstatten einen erheblichen Anteil der Kosten. Bitte informieren sie sich vor dem Eingriff individuell bei ihrer Krankenkasse oder Zusatzversicherung.